Montag, 20. September 2010
Ich fliege, also bin ich
"Über den Wolken, eijeijei, muß die Freiheit wohl grenzenlos sein..."

What a load of crap!

Ich hasse fliegen! Wenn der liebe Gott, die Natur, oder welcher Depp sich diese Welt auch immer ausgedacht haben mag, gewollt hätte, dass der Mensch fliegt, dann...

Morgens um 6 in Deutschland: anstatt sich wie jeder vernünftige Mensch nochmal im Bett umzudrehen, bin ich seit 2 Stunden auf den Beinen und stehe in der Schlange vom Check In an unserem geliebten Provinzflughafen Tegel. Man suche Volunteers, wird mir geheimnisvoll von einer Angestellten der Airline ins Ohr gesäuselt, ob ich denn wüsste, was das sei? Natürlich weiß ich das, bin ja nicht bekloppt. Freiwillige werden gesucht - aber wofür? Bevor ich darauf eine Antwort erhalte, legt die freundliche Airline-Bedienstete noch eine Schippe drauf. Es gäbe 500 EUR - pro Person, sagt sie und strahlt mich an, als hätte ich den Lotto-Jackpot geknackt. Offenbar sehe ich jetzt um diese Uhrzeit doch nicht sonderlich schlau aus, denn die Mitarbeiterin rechnet mir das jetzt vor: 'Bei 2 Passagieren ergäbe das 1000,- EUR'. Toll, denke ich, sieht dann wohl gut aus für die Reisekasse. Aber wofür sollen wir uns denn jetzt bitte schön freiwillig zur Verfügung stellen? Sollen wir eine Extra-Portion Airlinefraß zusätzlich essen, um zu testen, ab welcher Dosis die Gedärme explodieren? Sollen wir dem herzkranken Piloten aus der Patsche helfen, weil dieser seinen Co-Piloten zuhause vergessen hat? Oder sollen wir mal ausprobieren, ob man einen 9-Stunden-Flug auch bequem im Laderaum der Boing übersteht?

Bei der letzten Vermutung bin ich recht nah dran: Wir sollen doch bitte auf das Mitfliegen verzichten. Die Maschine sei überbucht und schrecklich schwer beladen, und überhaupt, bei diesen ganzen schrecklichen Winden und Gegenwinden und der Treibstoffknappheit heutzutage, wäre es doch sowieso besser, man flöge nicht mit, als aus Sitzplatzmangel im Flugzeug stehen zu müssen. Aha. Ob sie meine, es wäre eine gute Idee, wenn ich meinen 3-wöchigen Kanada/Neu-England-Urlaub storniere, frage ich zurück. Nein, nein, morgen könnten wir auf jeden Fall mit. Nochmal aha. 'Schleich dich, Mädel.'

Um es kurz zu machen: wir durften dann doch mit, wahrscheinlich hat jemand anderes "gefreiwilligt".

Im Flieger dann das übliche Drama bei Interkontinentalflügen. A bisserl eng, die 757. Ich bin ja persönlich der Meinung, dass alles über 10 Stunden Economy Class Körperverletzung ist. Da wir knapp drunter geblieben sind, entgeht die Fluggesellschaft einer Anzeige. Glücklicherweise habe ich noch nie wirklich schlimme Turbulenzen erlebt. Das bisschen Geruckel und Gewackel übersteht mein Magen - aber an schlafen ist trotzdem nicht zu denken. Auch auf das "Essen" muß man nicht näher eingehen. Augen zu und runter damit. Immerhin haben sie sich Mühe gegeben, einen Anschein von gesunder Ernährung herzustellen. Es gibt "Salat" und "Gemüse", nun ja, man überlebts.

Immerhin ist für Entertainment gesorgt. Modernen Multimedia-Servern sei gedankt. Außerdem hab ich mir das iPad mit einem Dutzend Filmen vollgeknallt. Der perfekte Reisebegleiter.

Übel wurde es dann jedoch beim Anschlußflug. Überraschung! Unser Flug wurde gestrichen und durch einen neuen Flug ersetzt. Dadurch verlängert sich unser Aufenthalt auf 5 Stunden. Wenn er gewußt hätte, was dann folgt, hätte mein Ohrenarzt mir empfohlen, die Zeit zurückzudrehen und morgens die 1000 EUR zu kassieren. Weiter ging es nämlich mit einer Propellermachine. Mein Sitzplatz befand sich gefühlte 10 Zentimeter neben dem Propeller. Glücklicherweise lässt das Pfeifen im Ohr nach der Landung schnell genug nach, damit ich die Fragen des kanadischen Immigation Officers verstehe und auch beantworten kann. Meine Damen und Herren, ich hoffe, mir bleibt künftig die Nutzung von Propellermaschinen erspart (oder ich bin clever genug, präventiv Ohrstöpsel einzustecken).

Das frühe Aufstehen, der ewige Aufenthalt beim Umsteigen und die Zeitverschiebung tun ihr übriges, um mich jetzt recht willenlos in den überteuerten Airportexpressbus zu setzen und mich direkt vor dem Hotel auskippen zu lassen.

Gute Nacht.

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